Energiewende nimmt in Mering Fahrt auf

Der Klimawandel und Putins Krieg machen es überdeutlich – wir müssen weg von fossilen Energieträgern und am besten unseren Strom und unsere Wärme selbst erzeugen.

Nach zwei gut besuchten Veranstaltungen in Friedberg zum Thema „Energie in Bürgerhand“ konnten sich auch die Meringerinnen und Meringer an einem Abend über dieses Thema informieren.

Zusammen mit Bürgermeister Florian Mayer und dem Forum Zukunft hatte ich dazu eingeladen. Als Referenten konnten wir Peter Mießl von der Bürgerenergiegenossenschaft Neuburg-Schrobenhausen-Aichach-Eichstätt (BEG) und Laura und Thomas Rebitzer (DoppelErnte) gewinnen.

Der vollbesetzte Saal des Wasserhauses zeigte es deutlich: Die Meringerinnen und Meringer wollen die Energiewende selbst in die Hand nehmen. Dies zeigte auch schon das erste Bürgerprojekt, das zusammen mit Marktgemeinde und BEG inzwischen in Gestalt einer PV-Anlage auf dem Dach des Kindergarten Kapellenberg umgesetzt wurde. Aus meiner Sicht ist es enorm wichtig, dass die Gemeinde die Energieerzeugung umfassend in die eigene Hand nimmt, um von Großkonzernen, Weltmarkt und fossiler Energie unabhängig zu werden.

Dazu hat der Gemeinderat bereits einen Grundsatzbeschluss gefasst, demzufolge die Gemeinde energieautark werden möchte. Auch beriet der Marktgemeinderat am 27.10.2022 über die grundsätzlichen nächsten Schritte der Gemeinde auf diesem Weg. Auch Windenergie und Wärmeversorgung müssen natürlich Teil des Gesamtpakets sein und geprüft werden. Bürgermeister Florian Mayer betonte, dass auch die Bürgerinnen und Bürger selbst ihre Dachflächen kreativ für die Stromerzeugung zur Verfügung stellen könnten. Man müsse sich zudem verlässige Partner suchen, denn allein könne die Gemeinde dies aus seiner Sicht nicht stemmen.

Ernst Haile, der als Moderator durch den Abend führte, stellte zunächst das Forum Zukunft vor. Es versteht sich als Plattform für alle Akteure im Bereich der Nachhaltigkeit im Landkreis. U.a. sind daraus die Ökomodellregion Paartal und das Projekt „Wittelsbacher Land blüht und summt“ hervorgegangen. Als lokaler Akteur ist das Bündnis „Nachhaltiges Mering“ Teil des Forum Zukunft.

Peter Mießl, Vorstandsmitglied der BEG, erläuterte die Aktivitäten der Genossenschaft. Nach erfolgreicher Umsetzung zahlreicher Projekte im Landkreis Aichach-Friedberg und benachbarter Landkreise, kann sich diese aktuell vor Anfragen kaum retten. Jede und jeder kann sich an der Genossenschaft mit einer Einlage zwischen 100 und 5.000 Euro beteiligen. Projekte werden meist über Darlehen der Genossenschaftsmitglieder finanziert, die dann mit 2% bis 4% verzinst werden. Auch die PV-Anlage auf der Kita Kapellenberg wurde so finanziert.

Thomas Rebitzer aus Merching ist vielen als Energiepionier im Landkreis bekannt und außerdem Umweltpreisträger des Landkreises. Bei seinem neuesten Projekt ging er von der Überlegung aus, dass man Energie- und Nahrungsmittelerzeugung möglichst optimal kombinieren müsse. Hierzu entwickelte er zusammen mit seinen Schülerinnen und Schülern an der BOS Friedberg einen einzigartigen Typ der Agri-PV-Anlage. Die PV-Module sind drehbar, richten sich nach der Sonne aus und können senkrecht gestellt werden, so dass landwirtschaftliche Maschinen die Felder uneingeschränkt bearbeiten können. Auf diese Weise ist es möglich, sowohl Strom als auch Nahrungsmittel auf der gleichen Fläche mit gutem Ertrag zu ernten. Eine erste Anlage befindet sich an der Grenze zu Merchinger Flur. Sie fand bereits internationale Beachtung.

Laura Rebitzer, seine Tochter, stellte anschließend mit ihrem Geschäftspartner Till Skudelny das gemeinsam gegründete Unternehmen „DoppelErnte“ vor. In jungen Jahren konnte sie nicht immer die Begeisterung ihres Vaters teilen: „Als Tochter eines Pioniers aufzuwachsen, lässt einen manchmal unter der kalten Dusche verzweifeln, weil die neueste Öko-Konstruktion eines Heizungsimitats ausgefallen ist. Pionierarbeit kann hart sein, aber nur durch Engagement und Erfindergeist funktioniert eine echte Energiewende in Bürgerhand.“ Nun setzen sie mit der DoppelErnte GmbH gemeinsam überregional Projekte mit dem Agri-PV-System um und beantworten die vielen Anfragen von Interessierten. Auch steht ein Windradprojekt in Merching kurz vor dem Abschluss. An diesen und anderen Projekten ihres Unternehmens können sich Bürgerinnen und Bürger, auch aus Mering, beteiligen. Frau Rebitzer beendete ihren Vortrag mit einem flammenden Appell an die Gäste, sich selbst zu engagieren und zu organisieren, um die Energiewende in die eigenen Hände zu nehmen.

Im Anschluss an die Vorträge stellten sich die Beteiligten den Fragen der Gäste. Die Fragen waren zahlreich und das Interesse groß, sich an Bürgerenergieprojekten zu beteiligen. Es wird aber auch erwartet, dass die Gemeinde hierfür Unterstützung leistet. Beratungsangebote sollten unbedingt Teil des Konzepts sein.

Sehr kritisch gesehen wurde von einer Teilnehmerin die Rolle des Energieversorgers Bayernwerk beim Anschluss ihrer PV-Anlage. Sie habe bereits seit 6 Monaten eine betriebsbereite PV-Anlage auf dem Dach und der Anschluss sei immer noch nicht freigeschaltet. Dies muss deutlich schneller gehen, wenn man die Energiewende voranbringen will. Bürgerengagement darf nicht ausgebremst werden.

Beifall fand Martin Scherer, der mit seiner Biogasanlage Schul- und Sportzentrum mit Fernwärme versorgt und damit schon einen beachtlichen Beitrag zu Merings Energieversorgung leistet. Dieses Projekt wurde ebenfalls bereits mit dem Umweltpreis des Landkreises ausgezeichnet. Herr Scherer nahm die vielen Fragen zum Anlass, die Gäste auf seinen Hof einzuladen und die dort installierten Anlagen zu besichtigen. Diese Angebot werde ich gern annehmen und bald eine Exkursion organisieren, wie sie das Bündnis „Nachhaltige Mering“ schon einmal veranstaltet hat.

Ich freue mich sehr über die gelungene Veranstaltung und das große Interesse der Bürgerinnen und Bürger. Dies wird sicher dazu beitragen, Merings Weg in die Energieautarkie zu beschleunigen.

Hier können Sie die Vorträge des Abends herunterladen:

Forum Zukunft und BEG

DoppelErnte GmbH

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